Mittwoch, 2. Oktober 2013

Fragen und Antworten

Heute will ich den Platz nutzen um verschiedene Fragen zu klären die mir in den vergangenen Monaten gestellt wurden. Als erstes möchte ich auf eine Frage eingehen, die mir sehr oft gestellt wird.

Warum willst du ins Kloster?

Auf diese Frage stelle ich dann gerne die Gegenfrage: „Warum liebst du deinen Mann/ Frau/ Partner/ Partnerin? (was dann halt eben passt)“ Da merkt mein Gegenüber schnell einmal, dass diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten ist. Vielleicht sind es die herzlichen Augen, der liebevolle Charakter, der Humor, die Empathie….“Es stimmt halt einfach“, sagen mir viele. Das ist ein bedeutender Satz – es stimmt halt einfach, wir sind füreinander bestimmt. Genau so geht es mir auch. Das Ordensleben fasziniert mich, es interessiert mich. Mir gefällt der rhythmisierte Tagesablauf, die Ruhe, das gemeinschaftliche-, schwesterliche Miteinander. Die Einfachheit und Schlichtheit, den Glauben zu leben… Es stimmt halt einfach und ich fühle mich irgendwie dazu bestimmt …Da ist etwas, das einem keine Ruhe lässt, bis man es gesehen, gelebt, erfahren und gespürt hat. Es ist etwas, das einem das Gefühl von zu Hause sein vermittelt. Etwas, das einem Schmetterlinge in den Bauch zaubern kann, als wäre man Hals über Kopf verliebt.
Nun ist es für mich an der Zeit es auszuprobieren, dieses Leben. Aber ich bin weder „verlobt“ noch „verheiratet“ damit. Das bedeutet, alle Wege stehen offen. Mir ist es sehr wichtig, die Augen, die Ohren und vor allem mein Herz offen zu halten, zu spüren was sich tut, was sich bewegt und wohin es mich zieht, um irgendwann, wenn es Zeit dafür ist, einen Entscheid zu treffen für das Leben in einer Ordensgemeinschaft oder dagegen.
Die nächsten Fragen sind wieder etwas weniger schwer zu beantworten und bedürfen bestimmt auch weniger Zeilen. Oder doch nicht?

Bist du zivil gekleidet oder trägst du auch dieses „Nonnengewand“?

Allem voran, ich bin zivil gekleidet. Jeanshose, T-Shirt und Pullover (am liebsten mit Kapuze).
Wenn wir aber schon dabei sind, möchte ich bei dieser Frage mit der Antwort noch etwas ausschweifen. Dieses „Nonnengewand“ nennt man Habit, als Kind lernte ich es auch unter dem Namen „Kutte“ kennen. Die Schwestern hier tragen sie in braun. Einen Schleier, den Habit, das Skapulier und den Strick. Dazu Schuhe, Strümpfe oder Socken und was man halt sonst noch so trägt. Der Habit ist braun, weil sie dem Kapuzinerorden angehören, also nach der Regel des Hl. Franziskus leben. Die Benediktiner leben nach der Regel des Hl. Benedictus und tragen schwarz. Die Dominikaner leben nach der Regel des Hl. Dominikus und tragen weiss. Aber auch da ist es nicht überall gleich. Erstens kenne ich mich selber (noch) zu wenig aus in diesem Gebiet und zweitens könnte man wohl ein ganzes Buch darüber schreiben, wenn man ins Detail gehen möchte. Das war einfach mal ein kurzer Ansatz zur Orientierung, warum die Schwestern in St. Klara braun angezogen sind und nicht in einer anderen Farbe.

Dein Handy hast du bestimmt nicht mit dabei im Kloster? Dein Labtop und Internet hast du wohl auch nicht oder?

Also, zuerst einmal zum Handy. Dieses habe ich dabei. Erstens ist es mein Wecker, zweitens ist es mir und auch der Gemeinschaft wichtig, dass ich mit meinen Freunden und meiner Familie in Kontakt bleibe, auch wenn ich jetzt hier im Kloster bin. Die meiste Zeit liegt es im Zimmer auf dem Schreibtisch und dann sehe ich eingegangene Nachrichten oder Anrufe jeweils wenn ich ins Zimmer komme.
Dann zum Internet; Diese Frage hat sich wohl erübrigt, denn hätte ich kein Internetzugriff, wäre nichts mit bloggen. Tja, auch im Kloster gibt’s Internet. Da machen manche Leute grosse Augen wenn ich das sage. Aber hier ist es ganz normal. Man informiert sich über’s Internet was in der Welt geschieht, man hat seine E-Mailadresse und die dazugehörigen Kontakte, um sich mit Leuten innerhalb und ausserhalb des Klosters auszutauschen und in Kontakt zu bleiben. Das Kloster hat eine eigene Homepage, die regelmässig aktualisiert wird und… und… und. Das Internet ist im Kloster ein wichtiges Kommunikationsmittel.
Auch mein Labtop ist mit von der Partie. Ich brauche ihn zwar nicht so oft, aber er ist praktisch für Momente wie jetzt gerade. Da sitze ich gemütlich auf meinem Bett und schreibe diesen Blog (ich sollte zwar mal langsam Schluss machen mit dem Tippen, sonst kann meine Nachbarschaft im Zimmer nebenan nicht schlafen, denn es ist sehr ringhörig hier).

Was isst man im Kloster?

Bei dieser Frage musste ich ja schon ein bisschen schmunzeln. Aber die Frage ist berechtigt, wenn man das Klosterleben überhaupt nicht kennt. Kann ja wirklich sein, dass es da spezielle Regelungen gibt. Es ist wahr, die gibt es auch. Es gibt z. B. Dienstag, Donnerstag und Sonntag Fleisch zum Essen (natürlich nebst den üblichen Beilagen, die man auch ausserhalb des Klosters kennt). An diesen Tagen gibt es auch Kaffee nach dem Essen und etwas Kleines zum Naschen dazu. Die restlichen Tage sind fleischlos. Ansonsten gibt es nichts Spezielles. Man isst sehr gut und genug hier in St. Klara.

Darfst du nach draussen gehen?


Diese Frage kann ich auch voll und ganz mit „Ja“ beantworten. Ich kann, darf und gehe nach draussen. Es ist nur so, dass man von morgens bis abends meist im Haus beschäftig ist, es sei denn, man hätte eine Arbeit im Freien. So kommt man nicht so oft nach draussen. Aber wenn ich frei habe oder am Abend noch Lust dazu, gehe ich gerne für einen Spaziergang an die frische Luft.

Betest du da immer?

Diese Frage hat sich mit den anderen zwei Post wohl auch beantwortet. Nein, ich bete nicht immer. Aber ich bete öfters als vorher in meinem geregelten Arbeitsalltag. Ich halte die Gebetszeiten der Gemeinschaft ein. Das sind täglich rund 3 Stunden zusammengerechnet. Dazu kommen persönliche Gebete. Vor dem Einschlafen, oder einfach mal zwischendurch ein Stossgebet, ein“ Danke, dass heute die Sonne scheint“, ein „Danke, dass es mir so gut geht“. Es kann auch mal ein „Hallo? Gott wo bist du?“ sein, oder ein „Jetzt brauch ich wirklich deine Hilfe.“ Gebet bedeutet nicht nur, ein Gebet am anderen zu sprechen, sondern auch zu schweigen, zu hören, zu singen…Gebet heisst für mich, mit Gott in Kontakt zu bleiben, wie auch immer.

So, das reicht jetzt für heute. Wer noch mehr Fragen hat, kann sie mir gerne stellen, ich beantworte sie nach bestem Wissen und Gewissen.

Ich grüsse euch herzlich,
Lea


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