Mittwoch, 21. Oktober 2015

Fliehe - schweige - ruhe

Wie die Zeit vergeht – unglaublich. Da denkt man: „Ich habe ja eben erst einen Post geschrieben, ich kann mir ruhig etwas Zeit lassen“ und schon sehe ich, dieses „eben erst“ war bereits vor einem Monat.

Zwischenzeitlich fanden bei uns im Kloster die jährlichen Exerzitien statt, eine Woche in der es darum geht, in die Stille zu finden, bei sich selber anzukommen, die Beziehung zu Gott wieder neu freizulegen. Sr. Veronika (sie hat diese Exerzitien begleitet) erzählte uns zum Einstieg folgende kurze Geschichte:

„Im 4. Jahrhundert nach Christi Geburt kam ein Schüler zu dem Wüstenvater Arsenios mit der Frage: „Was muss ich tun, um das Leben zu gewinnen?“ Arsenios antwortete: „Fliehe, schweige, ruhe!“

Fliehe…was ist damit gemeint? Im Markusevangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Kommt, wir gehen an einen einsamen Ort, wo wir alleine sind.“ Fliehen also nicht im Sinne von vor-sich–selber-wegrennen, sondern im Gegenteil; zu-sich-selber-hinkehren…zurückkehren…bei sich selber ankommen. Fliehen; hin zu Gott.

Schweigen…während den Exerzitien machte ich täglich einen Spaziergang und da kam es schon mal vor, dass ich bekannte Leute über getroffen habe. Wenn ich dann im Gespräch erwähnte dass wir gerade Exerzitien haben, kam dann rasch die Gegenfrage: „Darfst du dann mir sprechen?“ Schmunzelnd gab ich zur Antwort: „Jetzt ist es eh schon zu spät.“ :-) Ja, in den Exerzitien wird viel geschwiegen, da ist die Frage nicht unberechtigt. Aber ich glaube es geht eher um das innerliche Schweigen, das innerliche Still werden vor Gott - Hörende werden. Das ist nicht immer so einfach. Wie Sr. Veronika so schön sagte: „Man kann nicht von sich selber erwarten, dass das von heute auf morgen geht. Man kann nicht einen Schalter umlegen.“ Aber man kann es versuchen und da kann es hilfreich sein auch "äusserlich" zu schweigen.

Ruhe…Was hat unser Körper nötig? Wo kam er zu kurz? In den Tagen der Exerzitien hat man die Möglichkeit dem Körper zu geben was er braucht. Vielleicht etwas mehr Schlaf oder frische Luft, Bewegung, etc.

Mein Exerzitienalltag bekam schon sehr bald eine klare Tagesstruktur. Am Morgen nach dem Morgengebet, erledigte ich mein tägliches „Ämtli“ und das ist das Spülen des Frühstückgeschirrs. Anschliessend hatte ich dann jeweils Zeit zur freien Verfügung, da lag ich manchmal nochmals ins Bett, manchmal habe ich gelesen, manchmal geschrieben, ich habe einfach das gemacht wozu ich gerade in Stimmung war.
Um 9.15 Uhr war dann der Impuls von Sr. Veronika. Da ging es um Themen wie: Sehnsucht, Quelle lebendigen Wassers, Vertrauen, Berührt werden, unsere Wunden. Diese Impulse haben mich oft durch den Tag begleitet und waren für mich sehr wertvoll.
Nach dem Impuls nahm ich mir die Zeit zum Schlafen. Und nach dem Mittagessen war ich meistens noch immer so müde, dass ich mich nochmals hinlegte.
Um 15.10 Uhr hatte ich dann täglich ein Einzelgespräch bei Sr. Veronika. Auch diese waren bereichernd für mich. Da konnte ich mich austauschen über Fragen die hochkamen, Gedanken, Gefühle und ich konnte auch da einiges an Impulse mitnehmen.
Anschliessend machte ich - wie oben bereits erwähnt - täglich einen Spaziergang bis um 17.00 Uhr die Eucharistiefeier begann. Nach dem Gottesdienst war eine Zeit der Meditation, dann Abendessen und anschliessend war offiziell Feierabend. Manchmal machte ich nochmals einen Fussmarsch und zweimal habe ich eine Kerze gemalt. Was ich aber jeden Abend tat, war musizieren. Jeden Abend habe ich ein Lied vertont, welches ich passend fand zum Tagesthema (sei es mein Persönliches oder das der Impulse). Das war für mich Meditation, Gebet und da fand ich Ruhe. Als wir am Mittwoch das Thema „Vertrauen“ hatten, fiel mir ein Lied ein, welches ich vor fünf Jahren komponiert habe „Auf dich vertraue ich", heisst es. Ich dachte, es wäre passend für den Gottesdienst, jedoch gefiel mir die Melodie nicht mehr die ich diesem Lied damals gab. So habe ich es überarbeitet und neu vertont.


Somit beende ich für heute meine Zeilen, mein Rückblick auf die Exerzitien. Ich habe sie für mich sehr bereichernd empfunden und spüre, dass ich einiges mitnehmen konnte, hinein in meinen Klosteralltag.

Sr. Lea


2 Kommentare:

  1. Einen schönen Text in Begleitung der Musik. Das gefällt mir. Danke, Sr. Lea

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    1. Liebe Linda L.

      Herzlichen Dank für diese Rückmeldung. Ich freue mich darüber.

      Sr. Lea

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