Samstag, 10. September 2016

Das Schulmädchen

Am vergangenen Donnerstag hatte ich einen Termin beim Zahnarzt. Da das Wetter so herrlich schön war, entschied ich mich, mit dem Fahrrad nach Stansstad (da ist die Zahnarztpraxis) zu fahren. Ich tauschte mein Ordenskleid gegen eine Hose und ein T-Shirt ein und setzte mir die Sonnenbrille auf die Nase.

Da mein Fahrrad in den Jahren meiner Berufsausbildung etwas gelitten hat, da es mich täglich - bei jeder Witterung - zum Bahnhof begleitete, ist es nun etwas havariert. Ich kann noch damit fahren, aber weil nur noch die Gänge 1 – 7 funktionieren, komme ich nicht so voran. Also durfte ich mir das Fahrrad von Sr. Sabine ausleihen. Es war perfekt, nur musste ich zuerst noch zur Werkstatt fahren um dort die Reifen zu pumpen. Nun stand ich vor diesem Ventil, das so ganz anders aussah als das an meinem eigenen Fahrradreifen. Ich hatte also keine Ahnung wie ich da Luft in den Reifen bringe und je mehr ich es versuchte, desto mehr Luft kam raus – zugegeben, das war ein bisschen kontraproduktiv.

Eine Weile später kam ein Mann – ich schätze ihn so mitte sechzig - daher, der sein Fahrrad in die Werkstatt bringen wollte. Der hat meinen Pump-Versuch gesehen und erkannt, dass es nicht funktioniert. Er war sichtlich amüsiert, so nach dem Motto: Typisch Frau.
Netterweise kam er mir zu Hilfe. Ich weiss ja nicht, wie jung er mich einschätzte oder welcher Schulstufe er mich zugeordnet hätte. Aber so wie er mit mir sprach, bin ich mir vorgekommen wie ein 14-jähriges Mädchen: „Nei, Meitli, das Rad muesmä pumpä, mit dem chasch nid wiiter fahre, Meitli“ (Nein, Mädchen, den Reifen muss man pumpen, mit dem kannst du nicht weiter fahren, Mädchen). Es hätte mich recht amüsiert, mich vorzustellen mit: „Sr. Lea – Kloster St. Klara – ich gehe gegen die dreissig zu“. Aber da ich mich beim Zahnarzt ja nicht verspäten wollte, liess ich meine wahre Identität unenthüllt und fuhr dankbar, mit zwei luftgefüllten Reifen davon :-)

Liebe Grüsse
Sr. Lea

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