Sonntag, 3. Februar 2019

Stiller Sonntag

Heute ist der erste Sonntag im Monat und hier bei uns im Kloster bedeutet das, wir haben einen stillen Sonntag. Es ist ruhig im Haus und es ist zwar nicht so, dass wir kein Wort miteinander sprechen, aber wir begrenzen uns auf das Nötigste. Der stille Sonntag gibt uns die Möglichkeit, uns einen Tag lang zurück zu ziehen, sich selber und Gott, Raum zu geben.

Der Tag beginnt wie jeder Sonntag um 7.30 Uhr mit der Laudes, dem Morgengebet. Anschliessend frühstücken wir zusammen, schweigen aber dabei.

Um 9.30 Uhr feiern wir wie jeden Sonntag den Gottesdienst in der Klosterkirche.

Von 12.00 Uhr bis 12.30 Uhr ist ein Buffet bereit, wo sich alle Schwestern bedienen. Ich gehöre zu den wenigen Schwestern die im Refektorium, dem Speisesaal essen. Aber jede kann für sich entscheiden wo sie essen möchte.

Der nächste gemeinsame „Programmpunkt“ ist dann die Vesper, das Abendgebet, um 17.30 Uhr. Bis dahin hat man einfach… Zeit.


Was meine Mitschwestern gerade machen weiss ich nicht. Aber ich kann etwas von mir erzählen…

Ich habe es mir im Raum gemütlich gemacht, den wir Noviziat nennen. Der Raum befindet sich im obersten Stock. Durch die zwei Fenster fällt viel Licht in den Raum (was ich ganz besonders schätze) und bietet mir eine schöne Aussicht auf unseren Klostergarten. Wobei ich im Moment gar nicht so viel sehe. Durch den starken Schneefall und den Nebel sehe ich vorwiegend weiss.

Mein Blick vom "Noviziat"
Ich habe mich bequem angezogen und sitze, eingemummelt in eine Wolldecke, auf meinem Sitzsack, ein Mitbringsel aus meiner vorklösterlichen Zeit. Neben mir steht eine Tasse mit warmem Kräutertee und einen Teller mit Paprikachips, die ich als Dessert von Buffet habe mitlaufen lassen. Und was tue ich? Blog schreiben. Das ist jedoch nicht gerade meine übliche Beschäftigung am stillen Sonntag. Häufig nutze ich den Tag um zu lesen, zu schlafen oder für einen ausgiebigen Spaziergang. Aber heute zieht es mich nicht so nach draussen, denn ich finde es hier drin schon eher kühl…ich habe vorsorglich die Kapuze von meinem Kapuzenpulli über den Kopf gezogen, damit meine Ohren schön warm bleiben J


Nachher möchte ich mir noch eine DVD anschauen, diese liegt ebenfalls neben mir bereit. „Habemus feminas“ heisst der Film. Auf der Rückseite der DVD steht: „2016 pilgert eine Gruppe von Frauen und Männern 1200 km zu Fuss von St. Gallen nach Rom, um sich für die Gleichberechtigung von Frau und Mann in der katholischen Kirche einzusetzen. Der Dokumentarfilm zeigt das Unterwegssein einer grossen, vornehmlich aus Frauen bestehenden Pilgergruppe auf ihrem Weg nach Rom…“ Da ich das Projekt „Kirche mit den Frauen“ mitverfolgt habe, interessiert es mich, noch einen filmerischen Einblick in die Pilgerreise zu bekommen.


Und so setze ich hier für heute einen (stillen) Punkt und verabschiede mich bis zum nächsten Post!

Sr. Lea