Freitag, 31. Mai 2019

Rezension

Br. Raphael Grolimund, Kapuziner, hat zur CD "Z'Buech vom Läbä" eine Rezension geschrieben, die ich gerne hier mit euch teile:






Z’Buech vom Läbä 

Die CD von Sr. Lea enthält zwölf  Mundartlieder. Alle Texte und Melodien hat die junge Ordensfrau selber geschaffen. Sie zeichnet auch für die gesangliche Ausführung. Bei der Begleitung und Produktion haben Brigitte Grab-Bürgler, Markus Grab und Nadja Heinzer mitgewirkt.

Zu Text und Inhalt der Lieder
Die Texte sind im Illgauer Dialekt formuliert, lebensnah, frisch und munter. Sie befassen sich mit den Fragen des Lebens. Zur Sprache kommen bestimmte Lebensphasen, Erfahrungen im Lauf des Lebens, Leid und Freud, Ohnmacht und Hilfe, Zweifel und Vertrauen. Alles ist in einen größeren Zusammenhang hineingestellt und ist mit einem tief verwurzelten christlichen Glauben verbunden.
Heutzutage hat man oft den Eindruck, dass religiöse Äußerungen in der Gesellschaft tabu sind. Und dennoch spitzen alle die Ohren, wenn zum Beispiel in der Eisenbahn, in der eiserne Schweigsamkeit herrscht, plötzlich jemand vom Papst oder sonst von etwas Katholischem zu sprechen beginnt. Der das tut, setzt sich aus und gibt sich eine Blöße. Es kann sein, dass man ihn für naiv hält. Und jetzt tritt eine Ordensschwester mit religiös empfundenen Mundartliedern an die Öffentlichkeit und gibt sogar eine CD heraus. Ich für meinen Teil empfinde das ganz und gar nicht als naiv, sondern als keck und erfrischend.
Das erste Lied auf der CD hat Sr. Lea zur Geburt ihrer Nichte Chantal geschrieben. Der Name des neugeborenen Kindes ist sozusagen zum Programm des Tonträgers geworden. Hier wird fürs Leben gern gesungen. Der Gesang setzt mit dem Lied auf den Anfang des Lebens ein: „Äs chliises Härz fahd afä schlah“. Mit dem Beginn der Lebensreise befassen sich auch zwei weitere Lieder.
Dem ersten Lied folgt ein Danklied an den Schöpfer des Lebens: „Ich sägdr dankä, für all das wo du schänksch, ich sägdr dankä, dass du mis Läbä länksch!“  Der gesungene Dank ist der starke Ausdruck eines noch fraglosen und unbelasteten Glaubens. Der Thematik des Glaubens, von Liebe beseelt, widmen sich weitere Nummern, wie z. B. „Oh Gott, ich cha nur stuunä“.
In den Nummern Vier, Acht und Zehn zeigt sich der Glaube angefochten. Es werden Fragen gestellt: „Wo isch dr Wäg wo mich ad Sunnä bringt, wo isch der Vogel wo sis Lied für mich singt? Wo isch diä Hand wo mich füert wo mich treid, wo isch diä Stimm womer tröschtendi Wort seid?“ Die Fragen werden fortgesetzt: „Wo isch dr Schlüssel wo diä gschlossnä Türä öffnet, ... Wo isch der Fadä, wo all mini Wundä neiht, wo isch dr Troscht wo alles Verletztä heilt?“ „Zwifel und Ängscht“ steigen bedrängend auf. Die Texterin bekennt offen: „Mängisch streckti gärä dr Chopf tüüf i Sand... Wett brüelä, stampfä, trotzä, ja wenäs chliises Chind.“ Nach und nach beruhigen sich die Emotionen. Es kommt die Zeit, da sich aus der Tiefe das Urvertrauen wieder meldet, allen schmerzvollen Erfahrungen zum Trotz: „Doch da chlopfsch du bi mier aa ... Z’Vertruä i dich das wachst, ich gspüres tüüf i mier und ich sägdr hiä und jetzt: Ich gah mi Wäg mit dier.“
Zwei Lieder thematisieren das Alter und das Lebensende: „Wäni einisch alt bi, wetti chönnä z’friedä sii, ... Jedä Tag vo mim Läbä wotti dich, Herr, bimer ha, au dä wäni einisch alt bi und gar mängi Runzlä ha.“ (Nummer 3) Das tönt versöhnt und abgeklärt. Aber dann wird dazwischen geworfen: „simmer einisch ehrlich, weis ich nid wes mier z’muet wird sii i mim Härz.“ Aber vertrauend heisst es weiter: „Wänns Ziit isch zum gah, ja dä wirdi still und wartä uf dich.“ (Nummer 12)

Sprach-Stil
Die Mundart verleiht den Liedern Unmittelbarkeit und Spontaneität. Die Sängerin richtet sich öfters ganz direkt an jemanden und spricht per Du. So geschieht es z. B. in der Nummer Elf: „Du chlinä Mänsch, du stahsch am Afang vonrä grossä Reis.“ Stets sticht in den Texten die religiöse Prägung hervor. Das direkte Ansprechen macht vor Gott keine Ausnahme. Erst recht und gerade da wendet sich die Beterin ganz persönlich unvermittelt an Gott. Wer diese persönliche Gebetsart kennt, kann gut mitgehen. Wer dieses begegnende Beten noch nicht gelernt oder wieder verlernt hat, tut sich wahrscheinlich schwer mit den Texten. Die Gebets-Sprache der Lieder steht ganz in der herkömmlichen christlichen Gebets-Tradition. Und sie ist voll Emotionen und persönlich ergriffen. Das auffälligste Beispiel begegnet einem in der Nummer Sechs „Füür und Flammä“. Dort stehen die Worte: „Du Gott, bisch für mich sonäs Füür, bischmer nöch, ohni das ich mier d’Finger verbränn. Du umhüllsch mich mid diner zartä Wärmi, drum rüef ich, bises jedä ghört... Ich bi Füür und Flammä für dich! Füür und Flammä für dich! Setz mis Härz in Brand, dases hell wird, i mier innä, um mich umä und uf dr ganzä Wält.“ Durchs Band hindurch ist die Sprache lebensnah und anschaulich und durch passende Bilder belebt.

Die musikalische Form
Wo lassen sich die Lieder musikalisch einordnen? Weil es sich um religiöse Lieder handelt, die von einer Ordensschwester gesungen werden, assoziiert man vielleicht „Soeur Sourire“. Doch der Stil von Sr. Lea Heinzer ist anders. Mich erinnert er spontan an die Musik des Liedermachers Peter Reber, der seit 1968 bis heute in einem romantisch-emotionalen und populären Stil komponiert. Den Stil von Sr. Lea würde ich am liebsten „Christian Folk“ – besser zu Deutsch „christlicher Volkston“ – nennen. Das Lied, das mir musikalisch besonders gefällt, ist die Nummer Zehn „Mängisch streckti gärä dr Chopf tüüf i Sand.“ Da spricht mich die Steigerung in der Begleitung an, beginnend mit „a capella“ und dann mit dem einsetzenden Instrumentarium.

Musikalische Ausführung
Man spürt, dass auf dieser CD mit Spaß und Freude unbeschwert musiziert wird. Die Leistung der Sängerin Sr. Lea ist beachtlich und lässt mich staunen. Ihre Stimme hat einen jugendlichen hellen Klang. Die Intonation ist beachtlich rein und die Diktion vorzüglich. Ich finde  die Gestaltung der einzelnen Nummern abwechslungsreich. Entsprechend ist das Begleitwerk mit traditionellen Instrumenten vielseitig. Die rhythmischen Elemente wirken belebend.

Wo kann die CD zum Einsatz kommen?
Natürlich kann man die Lieder ganz privat hören. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass sich einzelne Nummern zur Einstimmung in eine religiöse Besinnung eignen, je nach Thema und je nach Gruppe. Von einem Rabbiner in Frankreich, dessen Name ich leider nicht mehr ausmachen kann, kommt mir abschließend noch ein Gedanke in den Sinn, den ich unbedingt anbringen will: „La musique est le meilleur moyen de se rapprocher de Dieu. Amen.“ „Die Musik ist das beste Mittel, um Gott näher zu kommen. Amen.“ In diesem Sinn wünsche ich der CD ein gutes Ankommen bei den Hörerinnen und Hörern und eine gelingende Vermittlung des Näherkommens.



Br. Raphael Grolimund, Kapuziner

Samstag, 18. Mai 2019

Das ganz besondere Gebet


Ende April war ich am alljährlichen Weiterbildungskurs der Schweizer Kapuzinerinnen. In den vier Tagen waren wir mit dem Thema: „Liturgie und Leben sind EINS“ unterwegs. Zu Beginn der Kursarbeit wurden wir aufgefordert, uns über folgende Frage Gedanken zu machen: „Was für ein Gottesdienst hat mich ganz besonders berührt?“

Ich machte mir sehr gerne Gedanken darüber, denn mir fiel so einiges, schönes ein und ich schwelgte einen Moment lang in angenehmen Erinnerungen.

Dann fiel mir noch etwas ein. Es war kein Gottesdienst und es war keine schöne Situation, aber doch tief berührend. Ich möchte euch davon erzählen. Eine persönliche Geschichte aus meinem Leben, aus dem Leben meiner Familie…



Es war der 18. Mai 2006, als es morgens um 4.30 Uhr an der Tür klingelte. Ein Polizist war da, der uns die Nachricht überbringen musste, dass mein Bruder schwer verunfallt ist. „Es sieht nicht gut aus“, hat er gesagt. Das Bein amputiert, die Hand zertrümmert und schwere Kopfverletzungen. Die Prognosen für ihn waren düster und die Überlebenschancen 50 zu 50…wenn überhaupt.

Das war ein harter Schlag für die ganze Familie. Meine Eltern fuhren am Morgen zu ihm in die Klinik und meine anderen beiden Geschwister und ich blieben zu Hause.

Am Mittag waren wir bei einer Tante und ihrer Familie zum Essen. Im Hintergrund lief das Radio, wo mehrmals vom verunfallten 22-jährigen berichtet wurde.

Am Küchentisch haben wir abgemacht, dass wir uns um 18.30 Uhr in der Lourdes Grotte treffen, zum gemeinsamen Rosenkranzgebet für unseren Bruder.



Und nun zu diesem besonderen Gebet, das mich auch heute, nach 13 Jahren noch ganz tief berührt und bewegt wenn ich daran denke.

Als meine beiden Geschwister und ich, um 18.30 Uhr in die Grotte kamen, war sie übervoll mit Leuten aus dem Dorf. Alle waren da, weil sie von diesem Unfall gehört haben. Alle waren da um für unseren Bruder zu beten. Wir waren sechs Personen am Küchentisch und ich konnte es kaum glauben, wie schnell sich das herumgesprochen hat und wie gross die Anteilnahme war. Es brannten viele viele Kerzen, es war ein Lichtermeer.

Die Situation war traurig und ungewiss. Aber wir wurden als Familie getragen von der Gemeinschaft eines ganzen Dorfes.



Ja, das ist der berührendste Gottesdienst, das berührendste Gebet, das ich erlebt habe. Liturgie und Leben sind EINS, das habe ich selten so intensiv erfahren.



Noch heute, wird in dieser Lourdes Grotte täglich den Rosenkranz gebet, seit diesem 18. Mai vor 13 Jahren. Es wird gebetet für aktuelle Anliegen der Welt oder des privaten Umkreises.

Und ich bin von Herzen dankbar, dass mein Bruder es geschafft hat. Dass er trotz seiner körperlichen Einschränkung ein selbständiges Leben führen kann.



Das Gebet vermag nicht alle Wunden zu heilen. Aber es trägt in guten, wie auch in schweren Zeiten. Das ist meine Erfahrung.



Ich wünsche euch einen guten Sonntag!



Sr. Lea

Samstag, 11. Mai 2019

Gitarre vs. Velo


Was ist der Unterschied zwischen dem Gitarrenakkord „F-Dur“ und einem Velo?

Ganz einfach: Den F-Dur Akkord möchte ich zum Klingen bringen und mein Velo möchte ich zum Schweigen bringen.


Seit ein paar Tagen bemühe ich mich endlich den Gitarrengriff „F“ zu lernen. Ich spiele inzwischen seit über zehn Jahren, doch bisher habe ich jegliche Barré-Griffe gemieden und umgangen. Wieso? Weil ich meine Hand zu sehr verrenken musste und das Gefühl hatte, mit meinen kurzen Fingern würde ich das sowieso nicht hinkriegen. Da mich jetzt aber eine grosse Motivationswelle ergriffen hat, übe ich nun allen Blasen und allem Muskelkater zum Trotz die Barré-Griffe (…und beginne mit „F“). Und wer hätte das gedacht, ich habe sogar Spass daran! Also weniger am Muskelkater und den Blasen, aber am üben. Ich habe nämlich selten Spass am üben. Aber da ich sehe/höre, was mir diese Akkorde für musikalische Welten eröffnen und sich das „F“ inzwischen sogar schon ganz ähnlich wie ein „F“ anhört, bin ich sehr motiviert dran zu bleiben.


Und dann ist da eben noch mein Velo. Ein altes, von Wind und Wetter gezeichnetes, violettes Tigra-Velo. Man hört mich schon auf einen Kilometer Entfernung wenn ich damit unterwegs bin. Denn jedes Mal wenn ich in die Pedale trete, mach es „quiiick…quiiick…quiiick…“ und ehrlich gesagt, nervt das schon nach ziemlich kurzer Zeit. So dachte ich heute, wenn ich meiner rostigen Velokette etwas Öl gebe, wird sie sich bestimmt wieder beruhigen. Leider war das aber einen Schuss ins Blaue und es hat nicht funktioniert. Das lässt mich vermuten, dass das Problem nicht bei der Kette liegt. Für mich, die keine Ahnung hat von Velos, wäre dies die einfachste Lösung gewesen. So quietsche ich halt weiterhin ein bisschen rum und hoffe, dass dafür die Barré-Griffe ihren quietschenden-Charakter langsam aber sicher ablegen können 😊


Drückt mir die Daumen!

Sr. Lea