Montag, 26. August 2019

Stille

Mit Schrecken habe ich festgestellt, dass seit meinem letzten Beitrag wieder viel mehr Zeit verstrichen ist, als ich mir das im Grunde eigentlich vorstelle...ups!
Da ich aber auch heute nicht lange am Computer sitzen möchte, sondern mich lieber der Gartenarbeit widme (bei diesem schönen Wetter), freut es mich umso mehr, dass ich einen Beitrag von meiner Mitschwester, Sr. Sabine aufschalten darf. Sie erzählt uns von der Erfahrung der Stille. Die Stille, als uns alle und alles verbindende Sprache.

                                                                                                                                                       



Kürzlich fragte ich mich, kurz nach dem Aufwachen: „Ist es still im Universum? Was klingt im Kosmos, in dem stets neue Sterne entstehen, ungeheure Explosionen stattfinden, Materie aufeinander prallt? Ist das hörbar? Oder ist es da still?“

Ich lese mit Interesse über astronomische Themen. Die unvorstellbaren Weiten des Universums faszinieren mich. Ich bin beglückt wenn ich lese, wie neue Sterne und ganze Galaxien entstehen und wieder vergehen, seit Milliarden von Jahren. Und ich auf dem Planeten Erde leben darf, einem Staubkorn im Weltall. Das lässt mich einfach staunen.

Doch ob es „da oben“ still ist, hatte ich mich bis zu diesem Moment nicht gefragt. Google half mir weiter: Im Universum ist für unsere menschlichen Ohren nichts zu hören. Ich sann der Antwort auf meine Frage am offenen Fenster an diesem sonnigen Sommermorgen nach. Ich lauschte dem Vogelgezwitscher, den Kuhglocken, dem vorbeifliegenden Helikopter, der Stimmen der Gärtnerinnen im Garten. Und ich hörte auf die Stille zwischen den Klängen, und auf die Stille „über“ allem. Dies erlebte ich als berührend und wohltuend.

Der Zenlehrer Marcel Steiner nennt die Stille „Muttersprache des Lebens und jedes Menschen“. Und Eckehart Tolle meint: „Stille ist die Muttersprache Gottes“.

Diese Gedanken gefallen mir. Stille als uns alle und alles verbindende Sprache.

Es gibt Momente, in denen Stille bedrückend und unangenehm ist. Das kenne ich. Und wiederum gibt es Augenblicke, in denen Stille vom Leben spricht, Stille prall voll von Freude ist. Von solchen Momenten nähre ich mich. Da spricht mich die Muttersprache Gottes und des Lebens direkt an. Zu dieser Stille will ich Sorge tragen. Ich will bewusst der Stille zuhören, in mir die Erfahrung von Edith Stein wach halten: „Wir bedürfen der Stunden, in denen wir schweigend lauschen“. Stunden, in denen wir offen sind für die Muttersprache des Lebens. Und uns bewusst umfangen lassen von der Stille des Kosmos.

Sr. Sabine Lustenberger

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